DramaHoch3

Täter – Opfer – Polizei 

Dieses beliebte Spiel unter Erwachsenen wird gerne täglich in Unternehmen gespielt. Der Preis kann sehr hoch sein: Die Gesundheit aller Beteiligten leidet. Keiner übernimmt die Verantwortung für sein Handeln. Menschen in Führung laufen im Kreis und finden keine Lösung.

Paula ist seit Kurzem Abteilungsleiterin. Sie freut sich über ihre neue Rolle, hat zusätzlich ein Führungskräfteseminar besucht und ist schon seit einigen Monaten die Ansprechpartnerin für ihre ehemaligen und neuen Kollegen und Kolleginnen.

Allerdings scheint sie anscheinend auch die Einzige zu sein, die mit Konflikten umgehen kann, denn bei jedem Problem stehen die Kolleginnen und Kollegen bei ihr auf der Matte.

Am Anfang fand Paula das noch schön, gab es ihr doch das Gefühl, wichtig zu sein, doch allmählich belasten sie die ständigen Auseinandersetzungen. Besonders gerne kommen Teammitglieder zu ihr und „kotzen“ sich aus: Der hat diese getan und die hat auch schon wieder … Paula wird ständig gebeten, „jetzt aber mal durchzugreifen“, aber bitte ohne den Tippgeber zu nennen. Paula macht sich dann auf den Weg, um den „Schuldigen“ anzusprechen, aber aus dessen Sicht sieht das Ganze oft ganz anders aus. So ist dann schließlich gar nichts geklärt und meistens sind beide Seiten dann auch noch sauer auf sie! Nachts liegt sie oft wach und fragt sich, wie sie es allen recht machen kann. Immer öfter fühlt sie sich unwohl in ihrer Rolle.

Opfer, Täter, Polizei!

Paula steckt fest in einem „Drama Dreieck“.

Das Drama-Dreieck ist ein vom Psychiater Stephen Karpman entwickeltes soziales Modell, das die Rollen beschreibt, die Menschen in einer ungesunden, dysfunktionalen Beziehung, spielen können.

Es besteht aus drei Rollen: dem Opfer, dem Verfolger und dem Retter. Oder auch: Opfer, Täter, Polizei. In dieser Dynamik fühlt sich das Opfer hilflos und machtlos, der Verfolger beschuldigt und kritisiert das Opfer, und der Retter versucht, die Situation zu retten und zu beheben.

Wenn wir noch einmal auf Paula schauen: Ein Mitarbeiter (Verfolger) kommt und beschwert sich über eine Kollegin (Opfer). Paula soll die Situation retten (Polizei) und ein Machtwort sprechen.

Während diese Rollen den Anschein erwecken, als würden sie einem Zweck bei der Lösung von Problemen dienen, können sie tatsächlich einen Kreislauf von Konflikten und Funktionsstörungen aufrechterhalten. Das Opfer kann vom Retter abhängig werden, der möglicherweise Ressentiments gegenüber dem Opfer entwickelt oder ausbrennt, weil er immer versucht, die Dinge zu reparieren. In der Zwischenzeit kann der Verfolger weiterhin die Schuld geben und kritisieren, und das Opfer kann sich weiterhin hilflos fühlen.

Nicht umsonst fühlt Paula sich immer öfter erschöpft und mutlos: Der Konflikt klärt sich einfach nicht. Ganz im Gegenteil: Sie hat sogar das Gefühl, dass sich die Fronten immer mehr verhärten!

Das Drama überwinden: Verantwortung delegieren!

Das Drama Dreieck ist ein zutiefst ungesundes Muster in zwischenmenschlichen Beziehungen. Es hält uns in einer Spirale von Opfer-, Verfolger- und Retterrollen gefangen und verhindert uns daran, Verantwortung für unsere eigenen Gefühle und Handlungen zu übernehmen.

Menschen mit Führungsverantwortung tun gut daran, sich dieses Muster bewusst zu machen und einmal für sich zu überprüfen, ob sie selbst eine der Rollen in diesem Drama übernommen haben. Die Verlockung ist groß: vielleicht liegt das daran, dass es uns ein Gefühl von Macht gibt, wenn wir uns in der Rolle des Retters befinden. Vielleicht gibt es uns das Gefühl, gebraucht zu werden, wenn wir uns als Opfer fühlen. Oder vielleicht gibt es uns ein Ventil für unsere Frustrationen, wenn wir uns als Verfolger verhalten.

Aber was wir nicht erkennen ist, dass wir uns in diesem Kreislauf von Drama und Schmerz gefangen halten. Wir verlieren die Möglichkeit, echte Verbindungen und gesunde Beziehungen aufzubauen, weil wir uns auf die falschen Dinge konzentrieren.

Es ist Zeit, aus diesem Muster auszubrechen und Verantwortung für unsere eigenen Emotionen und Handlungen zu übernehmen. So können wir uns auf echte Lösungen und positive Veränderungen konzentrieren, anstatt uns in unserem eigenen Drama gefangenzuhalten. Nur dann können wir wirklich wachsen und uns weiterentwickeln.

Die eine Zauberfrage

Hier ist eine echte Zauberfrage für dich, die dich sofort aus der Retterrolle befreit: Sobald ein Kollege, eine Mitarbeiterin oder eine Freundin dir eine Beschwerde über eine dritte Person erzählt, frag nach:

Du, wenn …. jetzt hier dabei wäre, wie würde er denn Situation beschreiben, was denkst du, würde er uns darüber erzählen?

So vorzugehen, hat folgendene Vorteile:

  • Mit dieser Frage leitest du einen Perspektivwechsel ein: Du zwingst dein Gegenüber (Opfer) gewissermaßen in die Schuhe des Verfolgers zu steigen und bittest darum, aus seiner oder ihrer Sicht zu sprechen.
  • Damit nimmtst Du das Anliegen sehr wohl ernst.
  • Du stellst klar, dass Du allparteilich und eben nicht parteiisch bist. 

Paula ist es auf jeden Fall gelungen, durch die Frage nach der Perspektive aus dem Drama auszusteigen: Sie hat die Verantwortung für den Konflikt an die Kollegen zurückgegeben und sie gebeten, eine Lösung zu finden. Seitdem schläft sich nachts wieder ruhiger …

 


Das hat dir gefallen? Hier gibt es noch mehr davon: https://www.wandelaktivgestalten.de/was-hat-empathie-mit-emotionaler-intelligenz-zu-tun/

 


Stefanie Pannier

Ich bin Stefanie Pannier: Unternehmensberaterin, Mimikresonanz©Master und emtrace©Master Coach.

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